Das Internet ist voll von Rechnern zum Zinsvergleich verschiedener Baufinanzierungsangebote. Schnell hat man so einen Überblick, wie hoch die Zinsen verschiedener Anbieter sind, wer das günstigste Angebot zur Verfügung stellt und mit welchen monatlichen Belastungen zu rechnen ist. Aber Vorsicht: Diese Rechner zeigen immer nur die halbe Wahrheit. Die ganze Wahrheit steckt immer im Detail: Dabei geht es um Baunebenkosten, Kreditarten, Anfangstilgung, Laufzeit, Restschuld, Flexibilität des Darlehens und die grundsätzliche Vergleichbarkeit verschiedener Angebote. Im Folgenden möchten wir Ihnen Anhaltspunkte geben, was Sie bei einem Anbieter-Zinsvergleich beachten sollten:
Zinsvergleich bei scheinbar vergleichbaren Baufinanzierungsangeboten
In dieser Überschrift liegt die Betonung auf ”scheinbar”: Sie haben verschiedene Banken bzw. Vermittler angefragt und haben sich im Vorfeld bereits informiert, welche Eckdaten abzufragen sind. Und diese haben Sie dann an unterschiedliche Anbieter zur Angebotserstellung gegeben:
- Vertragslaufzeit (z. B. 15 Jahre)
- effektiver Jahreszins (aktuell ca. 1,4 Prozent)
- Tilgung (z. B. 2 Prozent)
- Objektwert (Kosten des Immobilienkaufs)
- Darlehenssumme
- Beleihungswert (z. B. 75 Prozent, da Sie 25 Prozent aus Eigenmitteln einbringen)
Mit diesem Finanzierungseckpunkten sind Sie bereits ganz gut aufgestellt – unter der Voraussetzung, dass Sie ein festes Angestelltenverhältnis oder den Beamtenstatus verfügen. Aber was Sie für einen wirklich aussagekräftigen Zinsvergleich unbedingt noch anfragen sollten, ist die
die am Ende der Vertragslaufzeit steht. Je höher dieser Wert ist, umso ungünstiger für Sie; denn diesen Betrag müssen Sie dann mit einer Anschlussfinanzierung neu finanzieren. Auch wichtig ist die
- Flexibilität des Darlehens (Stichwort: Sondertilgungsrechte)
Je höher die (kostenfreien) Sondertilgungsmöglichkeiten, umso besser für Sie. Das bedeutet, dass Sie auch außerplanmäßg Geld zurückzahlen können. Falls Sie eine Erbschaft oder einen größeren Betrag aus einer Veräußerung machen, macht es vor allem in der derzeitigen Niedrigzinsphase sehr viel Sinn, diesen für eine schnellere Schuldentilgung einzusetzen; das ist derzeit mit Sicherheit besser, als es niedrigverzinst anzulegen. Hier bieten verschiedene Banken verschiedene Möglichkeiten und Höhen an:
Oftmals sind 5 Prozent pro Jahr Sondertilgung auf die Restschuld kostenfrei möglich. Es macht aber durchaus Sinn, hier hart zu verhandeln, um das eine oder andere Prozent kostenfrei noch oben drauf zu bekommen. Nutzen diese jährliche Möglichkeit unbedingt aus, um viel schneller schuldenfrei zu sein. Nicht zu zahlende Zinsen sind derzeit ein wirklich großes Sparpotential. Aber auch kostenfreie
- Ratenanpassungen
sollten in Erwägung gezogen werden. Es hilft kurzfristig häufig, wenn Sie für einen Zeitraum ihre monatliche Belastung senken können, um finanziell im Alltag flexibel zu bleiben; ob Krankheit, kurzfristige Arbeitslosigkeit oder die Insolvenz Ihres Arbeitgebers sind Szenarien, die man niemanden wünscht, die man aber immer miteinkalkulieren sollte. Oftmals ist es ratsam, ein paar wenige Zinspunkte mehr zu zahlen, um dann aber einen möglichst flexiblen Baufinanzierungsvertrag zu erhalten. Diese weichen Faktoren können Sie über einen harten Zinsvergleich aber nicht abbilden. Hier ist immer ein Beratungsgespräch mit einem Baufinanzierungsexperten gefragt.
Wenn Sie diese Werte erhalten haben, kennen Sie Ihre tatsächlichen monatlichen Belastungen aber noch nicht zur Gänze.
In keinem Zinsvergleich enthalten: Die Nebenkosten
Die Finanzierungs- und Baunebenkosten sind nicht zu unterschätzen; je nach Bundesland und Grundstücksgröße variieren diese und sollten als Faustregel mit 20 Prozent auf die Finanzierungssume hochgerechnet werden. Hierzu gehören:
- Maklergebühren und Notarskosten
- Grundbucheintrag und Grundsteuer
- Garten- und Einrichtungskosten
Diese Kosten lassen sich über kein Baufinanzierungsdarlehen abdecken; diese Gelder müssen Sie entweder bereits auf Ihrem Konto haben oder anderweitig finanzieren, z. B. durch einen Ratenkredit, was aber in den seltesten Fällen ratsam ist.
Der effektivste Zinsvergleich: fragen Sie einen Experten
Es sind nicht die Online-Zinsvergleich-Rechner, die Ihnen gesicherte Auskunft geben können, denn gerade in der Baufinanzierung spielen noch viele Faktoren eine Rolle, die in diesen Zinsvergleich-Tools nicht abgebildet werden können. Planen Sie z. B. eine energetische Sanierung eines gekauften Altbaus oder wollen Sie Ihren Neubau als Niedrigenergiehaus erstellen lassen? Dafür gibt es verschiedene Fördermittel von Bund und Ländern, die teilweise als
- zinsbegünstigte Darlehen
ausbezahlt werden (näheres erfahren Sie auf der Webseite der KfW-Bank: www.kfw.de). Auch sind Bausparverträge, Wohn-Riester und ähnliches ein gutes Mittel, günstiger als die Angebote der Zinsvergleich-Rechner es ausweisen zu finanzieren. In diesem Dschungel an Möglichkeiten ist man als Laie schnell verloren.
Der beste Zinsvergleich ist, wenn Sie nicht nach dem günstigsten, sondern dem umfassendsten Anbieter suchen
Wenn Sie diese Zinsvergleich-Rechner nutzen, klicken Sie unbedingt auch auf die Webseiten des Anbieters und informieren Sie sich über dessen Professionalität, Expertise und Seriosität. Haben Sie ein gutes Gefühl, dann können Sie Ihre Anfrage starten: Diese sollte natürlich die harten Faktoren berücksichtigen (siehe Liste oben), aber unbedingt auch die Restschuld, die Flexibilität und die Anfangstilgung (derzeit unbedingt 4 Prozent anvisieren) ausweisen.
Eine ausführliches (auch telefonisches) Beratungsgespräch wird Ihnen zeigen, inwieweit der Vermittler auch auf Sonderwünsche wie Ratenanpassung, Integration von Bausparern, Wohn-Riester und KfW-Fördermöglichkeiten eingeht. So kann man sagen, dass der beste Zinsvergleich immer noch im persönlichen, direkten Kontakt stattfindet.
Weitere Artikel von Zinsvergleich zum Thema: