Im November sind die Bauzinsen für einen Zehnjahreskredit auf den höchsten Stand seit gut zwei Jahren gestiegen. Ist das bereits der Höhepunkt? Oder ist mit weiteren Steigerungen zu rechnen? Diese Frage beschäftigt gerade alle, die einen Neubau finanzieren, eine Sanierung in Angriff nehmen oder eine Eigentumswohnung kaufen wollen. Gerade durch die parallel verlaufenden Preissteigerungen auf dem Immobilienmarkt wird die zukünftige Entwicklung des Zinsmarktes darüber entscheiden, ob man sich eine Immobilienfinanzierung noch leisten kann. Oder ob man eine Anschlussfinanzierung, die in den nächsten Jahren ansteht, eventuell mittels Forward-Darlehen vorziehen sollte. In einem sind sich alle Experten aktuell sicher: die Zeiten der historischen Niedrigzinsen sind vorbei. Laut Zinstrend 2022 werden die Zinsen aber nicht sprunghaft steigen.
Inflation beeinflusst den Zinstrend 2022
Fakt ist: Der Zinsanstieg hat vor allem mit der deutlich höheren Inflation zu tun. Ohne die Anleihekäufe und die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank würden die Bauzinsen noch stärker steigen. Die EZB hat kürzlich verlautbart, dass man weiterhin an der niedrigen Zinspolitik festhalten wird. Diese Aussage beruhigt erst einmal den Zinsmarkt. Andererseits wird in den USA aber längst über eine Anhebung des Leitzinses diskutiert. Eine Anhebung würde aber auch den europäischen Zinsmarkt nicht unberührt lassen. Hintergrund in den USA ist, dass sich die Inflation dort noch rascher als hierzulande entwickelt.
In der Vergangenheit wurde eine steigende Inflation mit einem höheren Leitzins bekämpft. Das birgt aber Risiken, vor denen sich die EZB fürchtet. Denn die Pandemie belastet die Wirtschaft bereits stark. Genauso wie die steigende Inflation den Konsum und Investitionen bremst. Ein Ende der lockeren Geldpolitik wäre dann eine weitere Belastung für die wirtschaftliche Entwicklung der EU-Staaten. Aufgrund dieser Gemengelage müssen sich Immobilienkäufer nach Einschätzung von Experten deswegen im neuen Jahr auf etwas höhere Kreditkosten einstellen. Denn mit dem Anstieg der Inflation dürften die Bauzinsen ebenfalls steigen. Die gute Nachricht: die Steigerung wird wohl moderat ausfallen.
Baufinanzierungsdarlehen werden im neuen Jahr weiterhin gefragt sein
Der Boom bei Baufinanzierungen beschert Deutschland 2021 ein Rekordjahr. Das Neugeschäft von Banken und Sparkassen mit Baufinanzierungen hat in den ersten zehn Monaten des Jahres bereits das Gesamtjahresergebnis 2020 übertroffen. Die aktuell niedrigen Zinsen, eine hohe Sparquote und steigende Inflationsraten dürften sich weiterhin günstig auf Baufinanzierungen auswirken. Der Zinstrend 2022 wird deswegen aus Expertensicht leicht steigende Tendenzen aufweisen. Doch ganz einig ist man sich da nicht. Der Finanzierungsexperte Dr. Klein erwartet etwa, dass der Bauzins für 10-jährige Darlehen von derzeit etwa einem Prozent in den nächsten zwei Jahren eher auf zwei Prozent steigen als auf 0,3 Prozent fallen wird, wie deren Sprecher verlautbarte.
Eine weitere, auf dem Markt gewichtige Stimme des Finanzexperten Max Herbst rechnet damit, dass die Zinsen für Baufinanzierungen 2022 um 0,25 bis 0,5 Prozentpunkte bis Jahresende steigen. In diesem Zeitraum wird der Baugeldzins sich zudem schwankend zeigen. Doch selbst bei einem Anstieg der Bauzinsen in diesem Bereich seien die Konditionen „traumhaft“. Zinsen von mehr als drei Prozent sieht Herbst auf lange Sicht nicht kommen. Zur Erinnerung: vor etwas mehr als 10 Jahren galten Konditionen um 4 Prozent noch als absolut günstig.
Zinstrend 2022: kein Grund zur Eile
Niemand, weder Neu- noch Anschluss-Finanzierer, muss sich 2022 wegen sprunghaft steigenden Zinsen schnell und unüberlegt für eine Finanzierung entscheiden. Die Vorzeichen weisen darauf hin, dass das Zinsniveau weiterhin auf niedrigem Stand bleibt. Wichtiger als der kurzfristige Blick auf die Zinsentwicklung bleibt eine solide, sichere und umfassend geplante Baufinanzierung, für die man sich auch die notwendige Zeit nehmen sollte.
Die Zinsen für zehnjährige Baufinanzierungen lagen im Jahr 2021 im Schnitt bei ca. einem Prozent pro Jahr. Der Zinstrend 2022 erwartet einen Bauzins für das Jahr von 1,3 bis 1,5 Prozent. Auch das ist weiterhin im Jahrzehntevergleich äußerst günstig. Deswegen sollte sich alle, die 2022 kaufen, bauen oder anschlussfinanzieren wollen, diesen günstigen Zinssatz möglichst lange sichern. Anzuraten sind demnach Finanzierungen, die im Jahr 2022 abgeschlossen werden, mit einer langfristige Perspektive einer mindestens 15 oder 20 jährigen Zinsbindung.
Der Zinssatz ist 2022 nicht das entscheidende Kriterium
Auch wenn der Zinstrend 2022 von mehr Zinsschwankungen im Jahresverlauf ausgeht, sollte man sich von diesen Schwankungen nicht irritieren lassen. Vielmehr muss man das Augenmerk auf eine solide Immobilie mit einer robusten Finanzierung legen. Eigenkapital und Höhe der Tilgung sollten sollten entsprechend genutzt werden, dass bei Ablauf der Zinsbindung des Baufinanzierungsvertrages schon sehr viel abbezahlt ist und nur eine möglichst geringe Restschuld übrig bleibt. Denn dann ist die Folgefinanzierung auch bei einem Zinsanstieg in 15 oder 20 Jahren weiterhin machbar.
Dem Zinstrend 2022 zufolge wird sich demnach das wichtigste Kriterium der Baufinanzierung nicht vom Vorjahr unterscheiden: Nicht die Monatsrate aus Zins und Tilgung, sondern die Höhe des Eigenkapitals entscheidet und stellt damit die größte Herausforderung dar. Denn Eigenkapital braucht man nicht nur für den Immobilienerwerb, sondern auch für die sogenannten Nebenkosten für Grunderwerbsteuer, Makler und Notar.
Außerdem wichtig: die Tilgung. Diese entscheidet letztendlich in Abhängigkeit von der Laufzeit des Baufinanzierungsdarlehens über die Restschuld. Der sicherste Schutz vor steigenden Zinsen ist eine möglichst geringe Restschuld. So stellt man eine sichere Folgefinanzierung sicher. Deswegen wird 2022 der umfassenden Kenntnis von Finanzierungs-, Förderungs- und Tilgungsmöglichkeiten eine besondere Bedeutung zukommen. Die Auswahl des finanzierenden Kreditgebers wird zudem ebenso wichtig. Die fundierte Beratung durch einen versierten Baufinanzierungsvermittler kann dabei eine große Hilfe sein. Die ACCEDO AG verfügt über den tagesaktuellen Überblick über die Angebote und Konditionen von über 450 kreditgebenden Banken – bei gleichzeitiger tiefer Kenntnis von Förder- und Darlehensmöglichkeiten.