In den letzten Jahren überholten sich die Rekordmeldungen: Die Zinsen für Baufinanzierung günstig wie nie, die Baubranche boomt wie selten, Mieten explodieren, Quadratmeterpreise für Eigentumswohnungen auf Rekordniveau. Nahezu in jeder Schlagzeile ein Superlativ. Jetzt, im 4. Quartal 2014, scheinen sich diese Schlagzeilen ins Negative zu verkehren. Plötzlich schreibt man vom Ende des Immobilienbooms, von erkennbaren Blasen und von Zinsen, die nicht mehr auf unterstem Niveau verharren wollen. Zudem kommen Hinweise zur wieder stärker werdenden Eurokrise, vom Einbrechen des Eurokurses und von der Drosselung der Industrieproduktion. Was ist also los?
Die psychologische Erholungsphase der Zinsentwicklung
Marktentwicklung hat immer auch mit Psychologie zu tun. Nach der Rekordhatz der vergangenen Jahre, muss einfach auch einmal Zeit zum Verschnaufen sein. Da verhalten sich Märkte nicht anders als Menschen. Trotz kurzfristigen, kleinen Bewegungen nach oben und unten geht die Zinsentwicklung inzwischen seitwärts. es scheint so, als ob sich der Bauzins auf derzeitigen Niveau ausruht, um Kraft zu schöpfen. Betrachtet man die Zinsentwicklung aus Kaufinteressenten-Perspektive, so scheint es angebracht, jetzt dem Interesse Taten folgen zu lassen. Ein nochmaliges massives Nachgeben der Zinsen ist sehr unwahrscheinlich – allein schon deswegen, weil es nach unten so gut wie keinen Spielraum mehr gibt. Der Leitzins der EZB hat längst die Null vor dem Komma. Und allein schon die Tatsache, dass viele Expertenmeinungen und die damit verbundenen Meldungen in den Medien vom Ende des Immobilienbooms sprechen, lässt vermuten, dass jetzt die Regel der ”self-fullfilling-prophecy” greifen. Ist die Mehrheit von einer Entwicklung überzeugt, so wird diese meist zur Tatsache.
Stagnierende Zinsentwicklung und hohe Immobilienpreise
Die Tatsache, dass viele Experten – so auch die der Deutschen Bank – davon sprechen, dass die Immobilienpreise inzwischen jenseits von Gut und Böse lägen, ist aber noch längst kein Indiz, dass Deutschland vor dem Immobilienkollaps steht. Denn auch Experten brauchen PR und einer der Regeln von PR ist, dass sich Sensationen besser verkaufen lassen. Grunsätzlich sind wir überzeugt, dass sich Deutschland auf keine Immobilienblase hinbewegt. Im Gegenteil: Die Einkommens- und Preisentwicklung bei Immobilien verlaufen seit 2004 parallel; genaugenommen hat sich der Immobilienkauf – gemessen am benötigten Haushaltseinkommen – sogar leicht verbilligt, wenn man von Luxusimmobilien und innerstädtischen Lagen in Ballungszentren absieht (siehe dazu Zinsvergleich-Artikel: Erschwinglicher Wohnraum in Deutschland). Das liegt natürlich auch an der überaus günstigen Zinsentwicklung, die in den letzten Jahren nur eine Richtung kannte, nämlich die nach unten. Der aktuell sehr günstige Bauzins hat viel von der Immobilienverteuerung abgeknapst. Allein schon deswegen gibt es heute keinen Grund, über unerschwinglichen Wohnraum zu lamentieren.
Die Empfehlung für Baufinanzierungsinteressenten mit Blick auf die aktuelle Zinsentwicklung
Heute sehen wir, dass sich die Märkte wieder beruhigen – sowohl der Baufinanzierungs- wie der Immobilienmarkt. In den letzten 4 Jahren haben sehr viele Interessenten bereits ihre Kauf- bzw. Bauvorhaben realisiert. Der Effekt: Der Finanzierungshype nähert sich wieder dem Normalmaß an. Bei leicht sinkender Nachfrage werden auch die Immobilienpreise verharren. Wer nun aber hofft, dass die Immobilienpreise in guten Lagen wieder sinken werden, der wird enttäuscht sein. Die durchschnittlichen Kaufpreise in Deutschland haben sich gerade erst dem europäischen Immobilienmarkt angeglichen und liegen nun gerade einmal im Durchschnitt. Anders die Zinsentwicklung: Auch wenn wir mit keinen kurzfristigen Steigerungen rechnen, so ist doch davon auszugehen, dass mittelfristig die Zinsentwicklung wieder nach oben gehen wird. Und wenn man rechnet, dass man mindestens ein Jahr benötigt, um aus einem Immobilienwunsch Realität werden zu lassen, so macht es durchaus Sinn, jetzt mit der Immobiliensuche zu beginnen, um in einem halben oder dreiviertel Jahr noch mit der sich seitswärts bewegenden Zinsentwicklung und dem dann voraussichtlich immer noch günstigen Bauzins rechnen zu können.