Die Meldung überraschte heute, am 7.11.2013, selbst Fachleute. Die EZB senkt Leitzinsen auf einen noch nie dagewesenen Minisatz von 0,25 Prozent – bisher stand er auf 0,50 Prozent, was auch schon als historisches Zinstief in die Annalen einging. Dieses Zeichen ist klar: Einerseits folgt die Europäische Zentralbank der US-amerikanischen Politik des lockeren Geldes; andererseits ist das ein eindeutiges Zeichen, dass die europäische Krise noch längst nicht ausgestanden ist – sowohl in wirtschaftlicher wie in geldpolitischer Hinsicht. Die gute Nachricht: Die sehr günstigen Zinssätze für Immobilienkredit bzw. für Ihre Baufinanzierung bleiben aller Voraussicht nach weiterhin bestehen. Ob man trotzdem darauf spekulieren kann, dass die historisch tiefen Zinssätze für Baufinanzierung vom Mai 2013 wieder erreicht werden, muss man abwarten, denn es ist nicht prognostizierbar, wie sich der Markt in den nächsten Wochen verhalten wird. Eine Faustregel besagt, dass Zinsänderungen der EZB bis zu 6 Monaten brauchen, bis sie sich auch auf die Baufinanzierung auswirken; zudem wurden in den letzten Monaten ungewöhnlich kurzfristige Zinsschwankungen in der Baufinanzierung festgestellt.
Zwar hatten sich in jüngster Zeit die Zinsen – nach einer Phase des Anstiegs – wieder um knappe 0,3 Prozent bei 10 jährigen Laufzeiten verbilligt, von einer Trendwende Richtung historischem Zinstief konnte aber bisher nicht gesprochen werden. Die Frage ist nun, wie es weitergehen wird. Im Folgenden eine persönliche Einschätzung:
Die Faktoren, die zu dieser EZB-Aktion führten, werden Morgen, Freitag, in allen Zeitungen nachzulesen sein: Ein wichtiger Eckpfeiler ist die Inflationsrate im Euroraum. Diese liegt aktuell bei nur noch 0,7 Prozent, was das Angst vor einer Deflation wieder steigen läßt. Dieser Wert verweist insbesondere darauf, dass die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen im Euroraum – und auch in Deutschland – viel zu schwach ist. Erst letzte Woche hatte die amerikanische Notenbank die zu geringe Kaufnachfrage in Deutschland kritisch beäugt und einen Anschub der privaten Geldausgaben angemahnt. Diese Maßnahme der EZB soll jetzt die Nachfrage im Euroraum wieder ankurbeln – wobei gleichzeitig die Gefahr steigt, dass man aufgrund der günstigsten Kredite dazu neigt, zu viel auf Pump zu kaufen.
Natürlich jubelt heute der Aktienmarkt, der DAX verzeichnet einen kräftigen Schub. Geldanleger nutzen derzeit den Aktienmarkt als nahezu einzigen Bereich, in dem noch Renditen zu erzielen sind. Aber auch hier steigt die Gefahr, dass der Kauf von Aktien mit den überaus billigen Krediten finanziert werden. Es wird aus Ermangelung an Alternativen auch intensiv in Staatsanleihen investiert. Inzwischen traut man sich sogar wieder an spanische und italienische Anleihen – der deutsche Anleihenmarkt gilt aber weiterhin als sicherer Hafen, was zum Sinken der Renditen führt – aber die 1,7 Prozent für 10 jährige Anleihen, die aktuell notiert werden, liegen noch leicht über dem deutschen Inflationswert.
Die sehr gute Nachricht für Hausbauer und Immobilienkäufer: Man muss in nächster Zeit nicht mit steigenden Konditionen rechnen. Aber auch diese Prognose ist mit ein wenig Vorsicht zu genießen – zu sehr schwankte der Baufinanzierungsmarkt in den letzten Monaten, auch kurzfristige Erhöhungen um mehr als 0,5 Prozent konnte in diesem Zeitraum festgestellt werden. So waren im September Darlehen bereits auf ca. 3 Prozent gestiegen. Gegensteuern konnten da nur noch kapitalstarke Bauherren, die viel Eigenkapital in die Finanzierung einbrachten, um damit Zinssätze von rund 2,5 Prozent realisieren zu können. Außerdem wirkt sich eine EZB Leitzinssenkung der EZB auf Baufinanzierungszinsen zumeist er nach ca. 6 Monaten aus.
Gerade jetzt sehen wir 3 Faktoren, auf die sich eine sichere Baufinanzierung in der nächsten Zeit gründen sollte:
- Langfristige Darlehen mit mindestens 10, besser 15 oder sogar 20 Jahren Laufzeit abschließen.
- Tilgung bei Minimum 2 Prozent anpeilen, um schneller wieder schuldenfrei zu sein.
- Bei einem konkretem Bau- oder Hausbauwunsch sollte man sich mit der Finanzierungsplanung und dem Projektbeginn nicht zuviel Zeit lassen, da sich der Zinsmarkt noch wie vor labil zeigt.
Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist diese absolute Niedrigzinspolitik nicht wirklich gesund und besonders bitter für alle, denen es um eine solide Altersabsicherung geht. Um den deutschen Sparer und Anleger nicht weiter in die Tasche zu greifen – in Wahrheit schrumpft das Vermögen vieler Privathaushalte aufgrund der quasi nicht vorhandenen Verzinsung für Geldeinlagen –, liegt es im Bereich des Möglichen, dass es im Jahr 2014 zu einer Zinsumkehr kommen könnte. Und diese Zinswende würde dann über kurz oder lang auch auf eine neu abzuschließende Baufinanzierung durchschlagen.
Diese Überlegungen betreffen auch das Thema Forward-Darlehen: Läuft Ihr Erstkredit in den nächsten 12 bis 24 Monaten aus und wird dann eine Anschlussfinanzierung nötig, ist es anzuraten, sich bereits jetzt zu informieren – denn Sie können sich die aktuell günstigen Baugeld-Zinsen bereits heute für Ihre zukünftige Anschlussfinanzierung sichern, auch wenn Ihre Anschlussfinanzierung erst in einem Jahr oder noch später greifen muss.
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