Zinskommentar

Zinsausblick 2016 und Zinsvergleich

Zinsausblick 2016 – ein Zinsanstieg auf niedrigem Niveau ist zu erwarten, wenn Ölpreis, die US-Zinsen und Inflation wieder steigen.
06 Jun
Zinsausblick 2016: Weiterhin freundliche Aussichten. Es scheint aber eine Frage der Zeit, bis Baufinanzierung wieder teurer wird. (Foto: picjumbo)

Wer aktuell einen Zinsausblick 2016 für das 3. und 4. Quartal wagt, begibt sich auf dünnes Eis. Bleiben die Zinsen für Baufinanzierung auf dem Niedrigniveau wie aktuell, steht eine Zinswende an oder kann mit einer mittelfristig leichtem Anstieg der Zinsen für Immobilienkredite gerechnet werden? Fakt ist, dass die Baufinanzierungszinsen nach einem kurzen, leichten Anstieg im Mai 2016 wieder gefallen sind. Aktuell tendieren sie – unter optimalen Bedingungenbei ca. 1 Prozent für eine Zinsbindung von 10 Jahren.  Selbst 30 jährige Bindungen bekommt man heute für ca. 2 Prozent. Wie lange wird Baugeld noch so günstig sein?

Der Zinsvergleich zeigt: Baufinanzierung so günstig wie nie

Betrachtet man die Entwicklung in den letzten 10 Jahren auf dem Baufinanzierungsmarkt, so fiel der Wert seit 2006 – damals wurden über 5,0 Prozent aufgerufen – über die Jahre kontinuierlich auf ein absolutes Zinstief Ende 2014 / Anfang 2015, um in den Folgemonaten wieder leicht zu steigen; Im März 2015 folgte aber wiederum eine Trendwende, um sich seitdem wieder den historischen Niedrigwert anzunähern. Der Zinsausblick 2016 erscheint somit für alle, die eine Baufinanzierung anzustreben, nach wie vor sehr positiv – im Gegensatz zu Sparern und Anlegern, die kaum noch Zinsen für ihr Geld erhalten.

Im Umkehrschluss kann man mit Sicherheit sagen, dass es lange dauern wird, bis die 5 Prozent von 2006 wieder erreicht werden. Andererseits ist aber bereits eine 1 ProzentErhöhung für den Kreditnehmer bereits eine Gefahr, da diese Erhöhung die Finanzierung dann richtig teuer macht – besonders dann, wenn man keine langfristige Baufinanzierung abgeschlossen hatte und dann teuer anschlußfinanzieren muss. Daher sind aus heutiger Sicht auch leichte Erhöhungen genau zu beobachten und entsprechend schnell zu handeln, wenn eine Zinswende möglich erscheint.

Zinsausblick 2016 – mittelfristig mit Risiken behaftet

Alle kurzfristigen Prognosen zum Zinsausblick 2016 im 3. Quartal gehen von einem stabilen Minizins aus. Alle aktuellen Vorzeichen deuten darauf hin, dass auf kurze Sicht die absoluten Minizinsen zu haben sind. Die Rahmendaten zeigen ein mögliches Szenario für den Sommer 2016, einen Zeitraum, in dem einige finanzpolitische und politische Entscheidungen anstehen: Keiner kann aktuell vorhersagen, was wirklich passiert, wenn Großbritannien die EU mittels Brexit verlassen wird – außer dass diese Entscheidung den Euro stark beeinflussen wird. Auch erhält das „ewige” Krisenland Griechenland frisches Geld. Inzwischen zeigt man sich aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre krisenerprobt, wodurch die Finanzmärkte mit einer neuen Gelassenheit auf kurze, auch negative, Meldungen reagieren. Da die EZB an ihrer Nullzins-Politik fest hält, wird sich zinsmäßg kurzfristig bis Sommer nicht viel ändern.

Was passiert aber, wenn die in den USA angekündigte Zinswende durchgeführt wird, wenn der Brexit kommt und der Ölpreis wieder nachhaltig steigen wird? Diese Einflüsse werden dann mit Sicherheit auch Auswirkungen auf die EZB-Geldpolitik, auf Währungen und auf Inflation haben – und somit auf Bundesanleihen und Bauzinsen. Welches Szenario in den nächsten Monaten dann letztendlich eintritt, ist aufgrund dieser Faktoren nicht exakt vorherzusagen.

Zinsausblick 2016 – mit einem plötzlichen Zinsanstieg in der Baufinanzierung ist nicht zu rechnen

Viele andere – auch europäische – Faktoren lassen vermuten, dass der niedrige Zinssatz weiterhin Bestand haben wird. Der europäische Arbeitsmarkt hat sich stabilisiert, die Wirtschaftsdaten ebenso. In Deutschland zeigt sich die Wirtschaft robust, der Export funktioniert und die Arbeitslosenzahlen gingen im Mai auf den niedrigsten Stand seit 25 Jahren zurück. Auch der ifo-Geschäftsklimaindex – der wichtigste Indikator, wie Unternehmen die nahe Zukunft beurteilen – ist ebenfalls gestiegen. Der Zinsausblick der Experten zeigt sich zudem einheitlich: So geht die ING-DiBa, einem der wichtigsten Baufinanzierer Deutschlands, von einer Seitwärts-Tendenz in der nächsten Zeit aus, rechnet dabei aber mit Schwankungen nach oben und unten. In den kommenden Wochen und Monaten wird es zwei Kräfte geben, die die Kapitalmarktzinsen beeinflussen. Steigende Ölpreise und eine Zinserhöhung in den USA können die Baufinanzierungszinsen nach oben beeinflussen. Dagegen wird das EZB-Anleiheprogramm die Zinsen nach unten beeinflussen. Dies erklärt die Schwankungen auf niedrigem Niveau, wie sie die ING-DiBa vorhersagt.

Zinsausblick 2016 – in den nächsten 6 Monaten kommt Bewegung in den Markt

Eine Zinserhöhung der amerikanischen Notenbank Fed steht bevor. Nahezu gleichzeitig wird in Großbritannien über den Brexit abgestimmt. Ein Anstieg des Inflation ist zudem bei steigenden Ölpreisen zu erwarten. Wenn sich die Progosen der US-Finanzmärkte zudem verbessern und der Brexit nicht kommt, ist von einem Renditeanstieg in Deutschland auszugehen. Das wird auch Auswirkungen auf die Baufinanzierungszinsen haben, die dann erwartbar auf niedrigem Niveau leicht steigen werden. Wichtig bei der Finanzierung: Ein Zinsanstieg um 0,5 Prozent kostet bei einer „normalen” Finanzierung (200.000,- Kredit, 3 Prozent Anfangstilgung, 70 Prozent Beleihung .20 Jahre Laufzeit) über die Laufzeit fünfstellig mehr.

Da der Zinsausblick 2016 grundsätzlich als besonders positiv zu bewerten ist und Zinsen unter 2 Prozent auch höhere Kreditsummen möglich machen, sollten alle, die an einem Immobilienkauf interessiert sind, nicht mehr allzu lange warten. Selbst wenn sich im Laufe des Jahres die Zinsen erhöhen sollten, dann wird diese Erhöhung sehr moderat ausfallen, wodurch eine Baufinanzierung auch in diesem Jahr noch besonders günstig bleiben wird.