Baufinanzierung

Nach der Wahl: Wohin geht die Zinspolitik?

Deutschland hat gewählt und die Ergebnisse sind bei genauer Betrachtung ein politisches Erdbeben. Auf den ersten Blick hat die CDU / CSU einen überragenden Sieg errungen. Auf den zweiten Blick macht dieses Ergebnis aber Probleme offensichtlich, die nun auf Deutschland zukommen werden. Die politischen Lager befinden sich in einer Pattsituation: Das bürgerliche und das linke Lager ist gleich stark. Dadurch, dass die FDP an der 5 Prozent Hürde gescheitert ist, ist der Bundeskanzlerin eine klare Mehrheit trotz des Wahlsieges abhanden gekommen und sie muss sich zwischen Sozialdemokraten und Grünen entscheiden. Beide Fraktionen haben aber ein starkes Interesse, die Gesellschaft umzubauen. Neben den Themen wie Mindestlohn, Energiewende, Familie und Soziales werden insbesondere Finanzthemen, Zinspolitik sowie Europapolitik in den Fokus der Koalitionsverhandlungen rücken – und damit auch die Themen Geldpolitik, europäischer Stabilitätspakt und Einflussnahme auf die Europäische Zentralbank (EZB). Und genau diese Themen haben direkten Einfluss auf die Zinspolitik und damit auch auf die Zinsen für Ihre Baufinanzierung. Was ist zu erwarten?

Die gute Nachricht vorab: Wir glauben an keinen explosionsartigen Anstieg der Baugeld-Zinsen.

Aber es gibt gute Gründe, einen differenzierten Blick zu wagen, um als Interessent gewappnet zu sein und eventuell schnell reagieren zu können, um sich eine zinsgünstige Baufinanzierung zu sichern.

Fakt ist, dass die derzeitigen Zinspolitik dem Sparer richtig Geld kostet – oder anders gesagt, dass Sparvermögen faktisch weniger werden, da die Inflation höher als die ausgewiesenen Zinsen sind. Nach einer Studie der Postbank verlieren die Sparvermögen bei Banken in Deutschland allein in diesem Jahr ca. 14 Milliarden Euro an Wert. Im Jahr 2014 liege der Vermögensverlust bereits bei 21 Milliarden Euro. „Durch den Anstieg der Inflation bei anhaltend niedrigen Zinsen wird sich die reale Vermögensentwertung beschleunigen, zitiert die Bild-Zeitung den Postbank-Chefstrategen Marco  Bargel.

Sogesehen findet gerade eine Geldentwertung auf dem Rücken der Sparer statt. Sollte es zu einer Großen Koalition kommen, so wird sich defacto nicht viel ändern – es sei denn, man verlangt seitens der SPD eine massive Lockerung des Spardiktats für die europäischen Krisenländer, eine Änderung der Zinspolitik und der Geldmarktpolitik der EZB sowie mehr Investitionen in das Ankurbeln der maroden Volkswirtschaften. Auch das Thema der deutschen Haftung für die Kredite wird dann zur Diskussion gestellt werden. Unter diesen Annahmen wird die Inflation moderat steigen. Politisch müsste sich dann die soziale Stimme (sprich: die Stimme der SPD) erheben, die ein weiteres Abschmelzen der Spareinlagen des „kleinen Mannes” heftig kritisiert. Käme es zu diesem Szenario, wird das Einfluss auf die Kreditpolitik und Zinspolitik nehmen – und Kredite würden in Folge teurer. Und damit auch die Baufinanzierungs-Zinsen.

Politisch ist die Niedrigzinspolitik erwünscht, aber es gibt erste Statements seitens der Banken, die dieses Vorgehen kritisch sehen.

Z. B. die Commerzbank: So antwortete Bankvorstand Martin Blessing in einem Interview mit der „Bild-Zeitung“ auf die Frage, ob die Zinsen der EZB zu niedrig seien: „Ja, und genau dadurch sinkt der Druck. Die Staaten müssten ihn eigentlich stärker spüren. Dann würden sie wichtige Reformen wie zum Beispiel den Aufbau eines funktionierenden Steuersystems schneller umsetzen.“ Man sehe die akute Gefahr in der Eurozone durch die Ankündigung der EZB, notfalls unbegrenzt Staatsanleihen zu kaufen, zwar gebannt. Der Preis dafür sei aber, dass die notwendigen politischen und strukturellen Reformen in der Eurozone auf der Stelle treten

In ein ähnliches Horn stößt Bankenfachmann Wolfgang Gerke in einem Interview mit der Westdeutschen Zeitung. Auf die Frage, ob er es richtig findet, dass der Geldhahn offen bleibt (im Hinblick auf die Ankündigung von Ben Bernanke, US-Notenbankchef), antwortet er „ Ich halte das weltweit für eine hochgefährliche Politik, weil sie zu Spekulationsblasen führen kann, und weil bei einer Politik des billigen Geldes die Staatsverschuldung permanent wächst. Damit werden die Probleme auf die nächste Generation verschoben, die diese nur schwer lösen kann.

Gerade letzteres wird ein Thema der Koalitionsverhandlungen sein, denn das Thema, die nächste Generation mit unseren Schulden zu belasten, wird von Finanzexperten der SPD und der Grünen heftig infrage gestellt.

Um die Verluste, die sich aus der Zinspolitik der Niedrigzinsen ergeben, auszugleichen, „werden viele Arbeitnehmer noch während der Rentenphase berufstätig sein“, sagte DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater. Die Diskussion um die Rente mit 70 hat daher offenbar nicht zufällig begonnen: Die Deutschen werden darauf vorbereitet, dass ihr Plan, mit dem Ersparten den Lebensabend zu bestreiten, wegen der Schuldenpolitik nicht aufgehen wird. Auch hier werden sich die als sozial definierenden Parteien agieren; die Rente mit 70 ist z. B. für Gewerkschaften wie für die linken Flügel von SPD und Grünen ein sprichwörtlich rotes Tuch. Um dieser Gefahr zu entgegen, gibt es eigentlich nur ein Mittel: Rauf mit den Zinsen für Altersvorsorge-Produkte wie Lebensversicherungen, Spareinlagen und sogenannte defensive Geldanlagen.

Grundsätzlich sollte man aber sehen – egal wie die Koalitionsverhändlungen ausgehen, dass jetzt der beste Zeitpunkt ist, „sinnvolle Kredite aufzunehmen” – durch z. B. eine Baufinanzierung, um bleibende Vermögenswerte zu schaffen, die sowohl der Geldentwertung der Spareinlagen  wie einer möglichen kommenden Inflation entgegenwirken. Wer sicher gehen will, sollte trotz dieser Aussichten keine hochriskante Geldanlagen wagen.