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Weniger Immobilienkredite 2017?

Weniger Immobilienkredite durch WIKR, hohe Immobilienpreise und steigende Zinsen?
03 Jan
Weniger Immobilienkredite wegen Wohnimmobilien-Kreditrichtlinie? Es gibt viele Gründe. (Foto: pexels.com)

Direkt nach Einführung der Wohnimmobilienkreditrichtlinie im Frühjahr 2016 mutmaßten Experten, dass dadurch weniger Immobilienkredite vergeben werden können und damit der gesamte Markt der Baufinanzierung rückläufig sein wird. Jetzt, ein dreiviertel Jahr später, werden die ersten Zahlen des vergangenen Geschäftsjahres publiziert. Hat die Wohnimmobilienkreditrichlinie, im Fachjargon WIKR, tatsächlich die Baufinanzierung gebremst? Und wie entwickeln sich die Zahlen in 2017? Vornweg: Es ist nicht die WIKR allein, die die Baufinanzierung 2017 beeinflussen wird. Ob weniger Immobilienkredite beantragt bzw. vergeben werden, liegt auch am Immobilienmarkt selbst sowie an Faktoren, die von der Geldmarktpolitik beeinflusst werden. Was kann 2017 also erwartet werden?

Weniger Immobilienkredite – höhere Darlehenssummen

Eine im Januar 2017 veröffentlichte Studie der Internetplattform Kreditvergleich.net stellt fest, dass im Jahr 2016 nicht weniger Immobilienkredite vergeben wurden, sondern sogar mehr. Diese Studie besagt, dass Sparkassen im 2. Quartal 2016 +2,35 Prozent, Genossenschaftbanke +4,72 Prozent und Kreditbanken sogar 6,10 Prozent mehr Baukredite im Vergleich zum Vorjahreszeitraum vergeben hätten. Allerdings sagt die Studie auch, dass sich diese Zahlen auf die Volumina der Kredite bezögen und nicht auf die quantitative Anzahl der Abschlüsse.

Die ACCEDO AG, einer der führenden deutschen Anbieter für Baufinanzierungsvermittlung, bestätigt diese Vermutung. Eine erste Analyse des vergangenen Geschäftsjahres zeigt, dass die Darlehenssummen der einzelnen Baufinanzierungsverträge gestiegen sind; die Anzahl der abgeschlossenen Baufinanzierungen ist hingegen rückläufig. Unter dem Strich ergibt das ein Volumenplus im Vergleich zum Vorjahr.

ACCEDO-Vorstand Andreas Brönner: ”Natürlich hatte die WIKR einen gewissen Einfluss auf die Finanzierungsvergabe. Entscheidender aus unserer Sicht aber ist, dass die Immobilienpreise besonders in den Ballungszentren weiter gestiegen sind. So mussten höhere Darlehen zur Finanzierung abgeschlossen werden. Zudem können sich solche Immobilien nur Gutverdiener leisten. Ein signifikanter Rückgang der Gesamtsumme der ACCEDO-Finanzierungsvermittlung konnte nicht festgestellt werden.”

Mehr Immobilienkredite durch bessere Beratung

Ähnlich sieht des einer der größten Baufinanzierer, die ING-Diba, die in der WIKR einen eigenen Wettbewerbsvorteil sieht und deswegen 2016 auch quanitiatv mehr Immobilienkredite vergeben hätte. Auch ACCEDO meint, dass durch die eigene zügige Anpassung an die neuen Kriterien und der umfassenden Beratungsqualität ein Wettbewerbsvorteil erzielt wurde: „Die Dokumentationspflicht und die damit einhergehenden Haftungsrisiken haben einige Baufi-Anbieter dazu veranlasst, weniger Baufi-Geschäft zu generieren. Ein Vorteil für alle, die sich intensiv mit der WIKR auseinandergesetzt und diese umgesetzt hatten, da sie dieses brachliegende Geschäft damit übernehmen konnten.”

Aufgrund der Wohnimmobilien-Kreditrichtlinie und der damit einhergehenden Änderungen ist es aktuell schwierig, verläßliche Geschäftszahlen zu bekommen. Wir glauben, dass man deswegen noch nicht abschließend sagen kann, dass sich die WIKR quantitativ negativ bemerkbar macht. Was sich aber auf alle Fälle bemerkbar macht, sind die gestiegenen Immobilienpreise in den Ballungszentren. Die Volumina sind dadurch eindeutig gestiegen.

Weniger Immobilienkredite durch steigende Baufinanzierungszinsen?

2017 werden die Zinsen wieder steigen. Das geht aus einer Umfrage hervor, die die Frankfurter Allgemeine Zeitung bei 25 Banken, Vermögensverwaltern und Versicherungen durchgeführt hatte. Diese gehen in der Mehrheit davon aus, dass die Kapitalmarktzinsen in den USA und auch Deutschland 2017 steigen werden. Die Rendite für Bundesanleihen – ein wichtiger Indikator für Baufinanzierungszinsen – könne sich sogar verdreifachen, wenn auch nach wie vor auf niedrigem Niveau von aktuell 0,18 auf ca. 0,65 Prozent. Das bedeutet, dass langfristige Zinsen wie die der Baufinanzierung steigen werden. Die kurzfristigen Zinsen, wie z. B. für Tagesgeldkonten, bleiben niedriger.

Auch wenn die Tendenz nach oben zeigt: 2017 wird aller Voraussicht nach ein gutes Jahr für den Immobilienerwerb. Die Zinsen für das Tagesgeld bleiben im Keller. Auch der Anstieg der Baugeldzinsen wird äußerst moderat erwartet. Denn Baukredite werden immer noch halb so teuer wie vor 10 Jahren sein. Die Immobilienpreise verharren auf hohem Niveau. Das heisst, es wird für den Normalverdiener weiterhin schwierig, sich eine Immobilie zu leisten. Sicher ist, dass die Kreditvolumina deswegen weiterhin steigen werden. Da aber Festgeld nach wie vor minimal verzinst wird, ist die Anlage in eine Immobilie immer eine Überlegung wert. Der Interessent sollte sich aber mehr Zeit für die Suche nach einer passenden Immobilie nehmen und eventuell auch in Erwägung ziehen, Ballungszentren zu meiden. Auch ein Trend, der sich 2016 feststellen ließ: Immer mehr Menschen, vor allem junge Familien, verlassen die Innenstädte, um in der Peripherie eine Immobilie zu erwerben.

https://www.zinsvergleich.de/2016/08/immobilie-auf-dem-land-ein-trend/