Baufinanzierung

Droht die Baufinanzierung Trendwende?

Seit 2008 sind die Zinsen für Baufinanzierung auf Talfahrt. Das ist eine – auch aus der historischen Perspektive gesehen – nun beinahe 5 jährige Niedrigzinsphase, die ihresgleichen sucht. Die Auswirkungen der Krise des Weltfinanzsystems, die 2008 mit der Lehmann-Pleite begann, ist auch heute noch zu spüren. Von den Leitzinssenkungen in den USA und Europa, durch das Aufkaufen von Staatsanleihen durch die EZB (Europäische Zentralbank) und weitere Maßnahmen, die in Europa zu nahezu unbegrenzter Liquidität führten, haben vor allem Baufinanzierer profitiert: Noch nie konnte man Baugeld so günstig bekommen wie heute. Andererseits leiden Sparer und Anleger nach wie vor an den absoluten Minizinsen, die zumeist auch noch unter der sowie schon geringen Inflationrate liegen. Kann das ewig so weiter gehen? Droht jetzt die Baufinanzierung Trendwende?

Eine Sicherheit, die trügerisch ist.

Deutschland gilt trotz aller Turbulenzen als sicherer Hafen der Geld- und Weltwirtschaft. Überragende Exportquoten, sehr geringe Einkommenzuwächse im letzten Jahrzehnt und eine äußerst geringe Arbeitslosenquote vermitteln den Eindruck, dass Deutschland nahezu abgekoppelt von der negativen europäischen Entwicklung scheint. Andererseits: Schenkt man Experten Glauben, dann würde der Euro, wäre er nur noch die Währung der Nordländer, heute nicht bei 1,30 sondern eher bei 1,70 Euro / Dollar stehen. Mit Sicherheit würde das die deutsche Exportwirtschaft stark betreffen. Am Wocheende hat sich zudem eine neue – und ernstzunehmende – Partei gegründet, deren erklärtes Ziel der Ausstieg aus dem Euro und die Wiedereinführung der D-Mark ist. Diese Partei, in deren Reihen bekannte deutsche Wirtschaftsexperten wie der ehemalige BDI-Präsident Olaf Henkel zu finden sind, möchte mit der Flexibilität einer eigenen Währung sich der Krise entledigen. Kommentatoren geben ihnen gute Chancen bei der Bundestagswahl im Herbst, in den Bundestag einzuziehen. Andererseits wollen 69 Prozent der Deutschen den Euro behalten, wie eine im Auftrag der Zeitschrift Handelblatt kürzlich veröffentlichte Forsa-Studie ausweist. Trotzdem: Investoren haben nach wie vor kein Vertrauen in die Südländer, das zeigt sich besonders daran, dass deutsche Staatsanleihen (mit Zinsen unterhalb der Inflation) nach wie vor gefragt sind, während italienische, spanische oder französische derzeit echte Ladenhüter sind.

Wie stark ist der Euro wirklich?

Es scheint so, als hätte sich der Euro stabilisiert. In den letzten Wochen stand er bei ca. 1,30 Euro im Vergleich zum Dollar – in der Hochphase der Eurokrise lag er zuweilen unter 1,20. Ist das ein Zeichen zurückkehrendes Vertrauens? Betrachtet man die Entwicklung genauer, so ist der Grund der vermeintlich wiedergewonnenen Eurostärke in der massiven Abwertung anderer Währungen zu sehen. Japan hat die eigene Währung in den letzten Monaten um 20 Prozent abgewertet, der Dollar tendiert durch den nahezu ungehemmten Geldzufluss, den die FED zur Stabilisierung der amerikanischen Wirtschaft in den Markt pumpt, schwach. Auch China denkt bereits über eine Entwertung nach. Diese Entwicklungen relativieren das Argument der wiedergewonnen Euro-Stabilität. Nach wie vor bewegen wir uns auf einem schmalen Pfad zwischen Normalität und Krise.

Baufinanzierung Trendwende: Mittelfristig wird Baugeld teurer!

Solange die Eurokrise in den sogenannten Südländern (Griechenland, Malta, Italien) weiter lebt, die Geberländer kein Geld, sondern nur Sicherheiten und Absichtserklärungen geben müssen, ist davon auszugehen, dass die Zinsen der Baufinanzierung in Deutschland auf niedrigem Niveau verharren werden. Denn grundsätzlich muss Geld in Europa billig bleiben, will man der derzeit glimmenden Krise nicht Futter geben und damit einen Flächenbrand auslösen. Doch es bedarf nicht viel, um einen Anstieg der Inflation zu befeuern (Energiekosten, Lebensmittelteuerung, Immobilien etc.) oder den Euro bzw. die Landeswährung aufzuwerten. Falls es tatsächlich zu einer Euro-Allianz der Nordländer oder zu einer Wiedereinführung der D-Mark kommen sollte, spätestens dann wird sich der Bauzins aus dem Zinstal befreien und wieder zu „normalen” Größenordnungen von 5-6 Prozent zurückkehren.

Noch ist es aber mit der Baufinanzierung Trendwende nicht soweit. Deswegen sollten alle Hausbau- oder Immobilienkauf-Interessenten in diesem Jahr noch zu einer Entscheidung kommen und entsprechend dieses Jahr auch noch die Baufinanzierung fest machen. So ist garantiert, dass Sie von den einmaligen Niedrigzinsen bei Baugeld profitieren können. Auch sollten Sie eine möglichst langfristige Laufzeit und einen höheren Tilgungssatz als die früher übliche 1 Prozent vereinbaren. Aus einer 10-Jahres-Perspektive kann man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen: Die Zinsen für Ihre Baufinanzierung werden steigen. Lassen Sie sich nicht von der nun nahezu fünfjährigen Niedrigphase blenden – denn auch dieser Zeitrahmen ist als absolut ungewöhnlich zu bezeichnen. Handeln Sie jetzt in Ruhe, um später mit dem Anstieg der Zinsen und der Inflation dann nichts mehr zu tun zu haben.