Baufinanzierung

Steigende Baufinanzierungszinsen – wann ist es soweit?

Die EZB hat mit ihrer Entscheidung, die Leitzinsen auf dem historisch niedrigsten Wert von 0,75% zu belassen, auf den ersten Blick die weitere Zinsentwicklung nicht zur Umkehr bewegt. In derselben Sitzung am 6. September wurde aber auch über die zukünftige Strategie des Staatsanleihen-Kauf beraten. Hier kam es zu einem heftigen Schlagabtausch zwischen dem EZB-Präsidenten Mario Draghi und dem Bundesbank-Chef Jens Weidmann. Auch der deutsche Finanzminister Schäuble warnte im Vorfeld: „“Ich bin ganz sicher, der EZB-Rat weiß, das Mandat der EZB ist auf die vorrangige Sicherung der Preisstabilität konzentriert“, sagte der CDU-Politiker im ZDF: „Staatsfinanzierung ist nicht Aufgabe der Zentralbank.“ Die Interventionen von Weidmann und Schäuble halfen aber nicht, den unbegrenzten Staatsanleihen-Kauf durch die EZB zu stoppen. Bei dem Anleihekaufprogramm wird die EZB ab nun keine Obergrenze für das Volumen setzen und das Programm so lange weiterführen, bis alle innereuropäischen Stabilitätsprogramme ihr Ziel erreichen. Trotzdem werden die Anleihenkäufe auf bis zu 3 Jahre begrenzen, um damit dem direkten Vorwurf einer indirekten Staatsfinanzierung zu entkräften. Dieses Anwerfen der Notenpresse führt aber zu einem Szenario, das sowohl Inflation wie auch höhere Zinsen – also auch steigende Baufinanzierungszinsen zur Folge hat. Interessant aus Baufinanzierungs-Vermittler-Sicht sind die ersten Reaktionen der Banken auf diese EZB-Entscheidung von letzter Woche:

Richterspruch legitimiert Anleihenkauf

Mit Spannung wurde im Nachgang der EZB-Entscheidung daher auf die folgende Entscheidung des Deutschen Bundesverfassungsgerichts zum ESM erwartet. Das Urteil hat nun wie erwartet im Großen und Ganzen die ESM-Intervention bestätigt. Mit der Legitimation hat der Rettungsschirm rechtliche Sicherheit erhalten und kann somit zügig in Kraft treten. An den Märkten wurde dieses positive Votum erwartet und jetzt werden die ersten Konsequenzen für die aktuelle Zinsentwicklung spürbar – massiv steigende Baufinanzierungszinsen sind aber wohl nicht zu erwarten.

Banken, Sparkassen und Versicherungen haben Zinsen leicht erhöht

Die ersten Sparkassen, Banken und Versicherungen haben im Zuge dieser Entscheidung ihre Zinsen zum ersten Mal seit Monaten leicht erhöht. Es ist damit zu rechnen, dass weitere Baufinanzierungspartner nachziehen werden. Somit sind steigende Baufinanzierungszinsen in Reichweite. Unsere Einschätzung ist daher, dass kurzfristig mit anziehenden Zinsen zu rechen ist. In diesem Zuge sollten Sie alle, die in nächster Zeit eine Baufinanzierung benötigen, jetzt zu handeln beginnen und die Finanzierungsgespräche zumindest einleiten.

Derzeit haben sich noch Planungssicherheit, auch wenn steigende Baufinanzierungszinsen erwartet werden

Denn mindestens genauso wichtig wie günstigste Konditionen ist die Planungssicherheit, zu der man aber nur in relativ ruhigen Zinszeiten kommen kann – zumal die Konditionen derzeit noch äußerst günstig sind. Es scheint aber, dass mit den Entscheidungen von EZB und den draus resultierenden Folgen für den ESM (Europäischer Stabilitäts-Mechanismus) eine grundsätzliche Trendwende und damit steigende Baufinanzierungszinsen eingeleitet hat. Das absolute Zinstal scheint durchschritten und man bewegt sich langsam auf die Normalität zu. Diese Normalität wird von vielen Experten bei einem Baufinanzierungs-Zinssatz von 5 – 6% gesehen (also nahezu doppelt so hoch wie der aktuelle Stand für 10 jährige Baufinanzierungszinsen, der derzeit noch bei ca. 3% liegt).

Deswegen unser Rat: Nutzen Sie dieses Jahr noch den einmaligen günstigen Zinssatz, auch wenn er derzeit um ein paar wenige Prozentpunkte steigt, um dem Zeitpunkt für steigende Baufinanzierungszinsen zuvor zu kommen.