Baufinanzierung

Die Niedrigzinsphase bleibt –die Risiken steigen.

Viele Szenarien wie sich die Erholung auch der Finanzkrise darstellen kann, kreisen seit Wochen in der Presse und im Anlegermarkt. So ist zu beobachten, dass immer mehr ausländische Anleger ihre Finanzmittel in dem Deutschen Immobilienmarkt sicher anlegen wollen und die etwas geringere Rendite gerne in Kauf nehmen. Betrachtet man das unter dem Gesichtspunkt, dass ein Schuldenschnitt sicher noch den einen oder anderen Anleger dazu bringen wird, sein Vermögen in Sicherheit zu bringen, werden die Immobilienpreise mit größter anzunehmender Sicherheit kurz und mittelfristig weiter steigen, besonders wenn die derzeitige Niedrigzinsphase Bestand hat. Diese Entwicklung, verbunden mit einer doch noch guten konjunkturellen Situation in Deutschland, schürt zukünftige Erwartungen.

Bleibt die Niedrigzinsphase?

Aber auch der Finanzmarkt gibt Hinweise, wohin sich die Bauzinsen in nächster Zeit bewegen werden: Griechenland bzw. die europäische Schuldenkrise nimmt weiterhin massiven Einfluss auf die Entwicklung der Zinsen für Baufinanzierungen. Der von der Politik avisierte Schuldenschnitt geht in erster Linie auf Kosten der privaten Anleger, während IWF (internationaler Währungsfonds) und EZB (europäische Zentralbank) ihre Position gestärkt haben. Diese Entwicklung forciert eine Tendenz, die in letzter Zeit besonders zu beobachten ist: Private Anleger scheuen den europäischen Anleihenmarkt und setzen viel lieber auf deutsche Bundesanleihen. Diese gestiegene Nachfrage wirkt sich negativ auf die zu erwartenden Renditen aus.

Deutsche Bundesanleihen sind ein guter Indikator

Deutsche Bundesanleihen sind der eine Indikator für die zukünftige Entwicklung der Baugeldzinsen; ein anderer Indikator ist die Geldpolitik der EZB. Diese hat letzte Woche den Mark mit neuem Geld geflutet. Dieser warme Geldregen kommt den Banken zugute, die sich dieses Geld auf 3 Jahre für 1% leihen können, d. h. Banken erhälten Liquidität für praktisch umsonst. Trotzdem ist auch hier ein differenzierter Blick notwendig: Während in Deutschland eine harte Sparpolitik eingefordert wird, ist Großbritannien Vorreiter in eine andere Richtung, über die derzeit auch Italien und Spanien laut nachdenken. Man lässt mehr Inflation und höhere Zinsen zu (aktuell Infaltionsrate in Großbritannien: 5%, Zinsen für 2%). Mittelfristig besteht zudem die Möglichkeit, dass nach den französischen Wahlen und dem damit verbundenen möglichen Machtwechsel in Paris auch hier die Sparpolitik gekippt werden könnte. Trifft dieses Szenario zu, dann ist definitiv amit zu rechnen, das die Niedrigzinsphase verlassen wird.

In der Niedrigzinsphase langfristig finanzieren und höhere Tilgung einstellen

Basierend auf diesen Überlegungen sind ein schneller Abschluss der Baufinanzierung sowie eine möglichst langfristige Zinsbindung das Gebot der Stunde. Deswegen ist der Baufinanzierungsmarkt in Deutschland derzeit der Gewinner. Auch das ist nach wie vor der Grund, warum viele ausländische Investoren derzeit auf deutsche Immobilien – vorzugsweise in Ballungszentren – setzen. Der Grund ist sehr einfach: Gäbe es die Eurokrise nicht und würden die Leitzahlen der Vergangenheit auch heute gelten, da wäre Baugeld bis zu 3% teurer als derzeit. Und auch, wenn die Experten des Finanzmarktes – Journalisten, Banker und Berater – derzeit ratlos sind und seit beinahe einem Jahr immer wieder vor einem baldigen Anstieg der Baugeldzinsen warnen, so stoßen auch wir in dieses Horn: Wir befinden uns inmitten einer wohl so schnell nicht wiederkommenden Chance, eine Baufinanzierung durch die Niedrigzinsphase nahe an der Inflationsrate abschließen zu können. Dabei geht es aber nicht nur um den Kauf einer Eigentumswohnung oder eines bestehenden Hauses. Auch Sanierung und Modernisierung sowie Neu- und Erweiterungsbauten sind aus der Perspektive dieser historischen Niedrigzinsphase ein lohnendes Geschäft.

Alle Prognosen gehen davon aus, dass die Niedrigzinsphase aus politischen Erwägungen Bestand haben wird, solange die unkalkulierbaren Risiken durch die Eurokrise bestehen bleiben. Solange Griechenland, Spanien, Irland diese Finanzierungsprobleme haben, werden die finanzpolitischen Entscheider darauf drängen, dass die Niedrgzinsphase bleibt und weiteres Geld in den Markt gepumpt wird.