Baufinanzierung

Sind Immobilienpreise in Städten zu teuer?

Die Immobilienpreise kennen seit ca. 2 Jahren nur eine Richtung, nämlich die nach oben. Besonders in den gesuchten Lagen der Großstädte wird es immer schwieriger, relativ günstige Kaufangebote zu finden. Bisher gingen die Experten davon aus, dass der deutsche Immobilienmarkt sich ingesamt in einem preislichen Anpassungsprozess befinde, um die europäischen Niveaus zu erreichen. Fakt ist, dass seit Mitte der 1990er Jahre die Quadratmeterpreise stagnierten, während in Frankreich, England oder Italien der Immobilienpreis teilweise kräftig zulegte.

Jetzt warnt plötzlich die Bundesbank: Immobilienpreise in den Innenstädten seien zu teuer. Der Bericht weist darauf hin, dass der Käufer auch langfristig Geld verlieren könnte, da die derzeit zu zahlenden Immobilienpreise sich in Zukunft nicht wieder erlösen lassen. Besonders in den attraktiven Ballungszentren sind die derzeit verlangten preise nicht von langfristigen demografischen und wirtschaftlichen Einflussfaktoren gedeckt … gerade in diesen Ballungszentren sei es zu Preisanstiegen gekommen, die nicht gerechtfertigt seien … sagte die Notenbank.

Was ist von diesen Einschätzungen zu halten?

Insbesondere Geschosswohnungen in den großstädtischen Ballungszentren wie München, Hamburg oder Frankfurt sind nach Schätzung der Bundesbank um bis zu 20 Prozent überbewertet. Für die Immobilienmärkte auch kleinerer Städte betragen die ungedeckten Abweichungen nach oben zwischen 5 und 10 Prozent. Weniger betroffen seien hingegen Einfamilienhäuser: Sie hätten sich sowohl in den Städten als auch auf dem Land nicht wahrnehmbar vom fundamental gerechtfertigten Niveau entfernt (zum Bericht der Notenbank)

„In den vergangenen drei Jahren seien die Preise für Häuser und Wohnungen um insgesamt 8¼ Prozent gestiegen. Dahinter verberge sich ein „ausgeprägtes Stadt-Land-Gefälle“, wie es in dem Bericht heißt. In den größten Städten hätten sich Geschosswohnungen in diesem Zeitraum um mehr als ein Viertel verteuert. Nach Einschätzung der der Bundesbank lässt das „Befürchtungen hinsichtlich eines breit angelegten Immobilienpreisbooms aufkommen“.

 

Trotz dieser Entwicklung sieht die Notenbank keine Anzeichen einer Blase, da die Anzahl der abgeschlossenen Baufinanzierungs-Verträge seit 2010 nur moderat gestiegen seien und die Kreditgeber zudem die Vergabekriterien verschärft hätten. Das unterscheidet die deutsche Situation entscheidend von der Lage des US-amerikanischen Immobilienmarktes im Jahr 2008, dessen Zusammenbruch zur Weltwirtschaftskrise führte, deren Auswirkungen wir heute noch spüren. Auch die Deutsche Bundesbank sieht aktuell keinerlei Anzeigen für eine Immobilienblase (hier spricht man von einem Preisanstieg für Immobilien in den Ballungszentren von 25 Prozent, während der bundesdeutsche Trend bei einer Preissteigerung von 8 Prozent liege. Darüber berichtete die FAZ am 18.02.2013: Jetzt wird der Speckgürtel teurer).

Die aktuellen Zahlen belegen zudem, dass die Bautätigkeit bzw. die Anzahl der Bauanträge steige. Der so entstehende Wohnraum ist aber zu wenig, um die gestiegene Nachfrage zu decken, zumal auch ausländische Investoren in den deutschen Immobilienmarkt drängen. Auch das der deutsche Anleger derzeit keine anderen Anlagemöglichkeiten findet, treibt den Immobilienmarkt zu Preisrekorden.

Wer derzeit über den Kauf einer Immobilie oder einen Neubau nachdenkt, der sollte sich folgende Fragen stellen:

Die Eigennutzung einer Immobilie ist auch ein emotionaler (und nicht nur ein Geldanlage-) Faktor. Will ich mir den Komfort gönnen und freue ich mich über die gestiegene Lebensqualität, so dass ich auf ein zukünftiges Renditeplus auch verzichten kann?
Hilft mir die eigengenutzte Immobilie auch als Altersvorsorge – abhängig von der Laufzeit der Baufinanzierung?
Muss ich unbedingt in eine Innenstadtlage oder nehme ich für das Wohnen am Land inkl. dem Erholungsfaktor eine längere Anfahrt zum Arbeitsplatz gerne im Kauf?
Ist der Neubau oder der Kauf eines älteren Einfamilienhauses eine Alternative, da hierbei die Preissteigerungen gegenüber Eigentumswohnungen weit moderater ausgefallen sind und sogar noch Renditeaussichten lassen?

Besonders die Immobilienpreise für Häuser aus den 1960er und 70er Jahren sind heute eine echte Alternative – unter der Voraussetzung, dass man Geld (und Zeit) in die enegretische Sanierung und den Um- oder Ausbau stecken will. Hier finden sich immer wieder attraktive Angebote, über die es sich nachzudenken lohnt.

Bevor Sie aber eine Kaufentscheidung treffen, sollten Sie mit einem Baufinanzierungsexperten über Ihre finanziellen Spielräume, realisitische Immobilienpreise und die Möglichkeiten sprechen, einen Kassensturz machen und Eruieren, wo Ihre Investitionsobergrenze liegt; diese zu überschreiten ist eigtentlich nie zu empfehlen.