Baufinanzierung

Zinstrend 2012 – Inflationsrisiko und Geldmarkt

Derzeit beginnt man bereits, wegen das anhaltend niedrigem Zinstrend laut über ein Steigen der Inflationsrate nachzudenken. Erste Schlagzeilen geben bereits einen Hinweis darauf. So titelte die „BILD-Zeitung” letzte Woche: „„Inflationsalarm! Bundesbank weicht den Euro auf“. Deswegen sah sich Bundesbankpräsident Jens Weidmann bereits zu folgendem Statement veranlasst: „Als Präsident der Deutschen Bundesbank trete ich auch gegen Widerstände unverrückbar für Geldwertstabilität ein“. Seit Einführung des Euro-Währung ist Deutschland der Musterknabe in Sachen Inflation. Die deutsche Inflationsrate war immer extrem niedrig, während in den südlichen Ländern des Euroraums man sich aufgrund des günstigen Geldes mehr Konsum und mehr kreditfinanzierte Investitionen gönnte. Dies führte letztendlich auch dazu, dass Griechenland, Spanien, Portugal und Italien heute mit der Überschuldung kämpfen müssen. „Deutschland, der bisherige Musterschüler, werde künftig überdurchschnittlich steigende Preise erleben”, das sagt der Chefvolkswirt der Bundesbank, Jens Ulbrich: „Wenn die Süd-Länder ihre Wettbewerbsfähigkeit wiedererlangen wollen, müssen Löhne und Preise dort relativ zu Deutschland schwächer steigen.” Daraus folgt logisch, dass Deutschland über dem Inflationsdurchschnitt liegen werde”. Diese Prognose bzw. der Hinweis eines Volkswirtschaftlers, der darin auch die Grundlage einer Erholung des Euroraums sieht, bedeutet letztendlich natürlich auch, das mittelfristig den Zinstrend beeinflusst.

Zinstrend auf Talfahrt

Fakt ist aber, dass der Zinstrend nur eine Richtung kennt, den nach unten. Vergangene Woche markierten die Bauzinsen erneut historische Tiefstwerte. 10-jährige Baufinanzierungen sind jetzt klar unterhalb 3% p.a. zu haben. Die Ursachen für diesen neuerlichen Zinsrutsch sind schnell ausgemacht: schwache Aktienmärkte und eine weiter nachgebende Umlaufrendite. Deutsche Baufinanzierer bleiben damit Profiteur dieses Zinstrend. Durch die neuerlichen Spekulationen, die durch die Pattsituation nach den griechischen Wahlen und der Wahl von Francois Hollande angeheizt werden, suchen noch mehr Marktteilnehmer Halt in bundesdeutschen Staatsanleihen. Das drückt den Zinstrendg weiter und ermöglicht, Immobilien unglaublich günstig finanzieren zu können. Die Kaufpreise für Immobilien insbesondere in den Ballungsgebieten werden dadurch voraussichtlich noch teurer werden. Eine Entwicklung, die man in Spanien und Italien vor der Krise bereits wahrnehmen könnte. Diese Verteuerung der Immobilienpreise ist neben den sehr hohen Rohstoffkosten und den direkten und indirekten Steuern, die inzwischen erhoben werden, ein weiterer Preistreiber, der letztendlich dazu führen wird, dass die Gewerkschaften einschneidende und spürbare Lohnanpassungen fordern werden – insgesamt alles Indikatoren für einen Anstieg der Inflationsniveaus auch in Deutschland.

Wegen des aktuellen Zinsentrend lohnt sich sparen überhaupt nicht mehr

Die Fraktion der Sparer im Euroraum wird zusehends kleiner. Spätestens seit der Wahl von Francois Hollande zum neuen französischen Präsidenten zeigt sich auch beim stärksten deutschen Partner Tendenzen in Richtung mehr Kreditaufnahme für mehr Investitionen und damit auch der Mut zu einer höheren Inflation. Man will mit viel neuem Geld und einer höheren Inflation die Krise bekämpfen bzw. sie wenigstens damit bedecken. Auch der Ruf nach Geldentwertung bis hin zu einem Rausschmiss Griechenlands aus dem Euro wird letztendlich dazu führen, was man mit einem Satz zusammenfassen kann: Mit höherer Inflation die Euro-Krise bekämpfen. Der ehemalige und hochgeschätzte IWF-Ökonom Kenneth Rogoff (Internationaler Währungsfonds) meint sogar, dass kriselnde Staaten nur mit einer Inflation von 6 Prozent in der Lage sind, ihre Schuldenberge abbauen zu können. Diese Maßnahmen würden den Zinstrend in die eine oder andere Richtung beeinflussen.

Gibt es eine Inflationsgefahr?

Demgegenüber wiederholt der derzeitige IWF-Chef Mario Draghi mantramäßig, dass man alles daran setzen werde, die Teuerung mittelfristig bei knapp 2 Prozent zu halten. Allerdings wird er dieses Ziel 2012 genauso  wie 2011 deutlich verfehlt werden. Derzeit liegt der Satz bei 2,6% im Euroraum, in Deutschland liegt er derzeit noch ein paar Prozentpunkte darunter. Das kann sich aber schnell ändern, insbesondere dann, wenn es den Gewerkschaften gelingt, ihre entsprechend hohen Lohnforderungen durchzusetzen. Denn damit steigt der Preisdruck auf die deutsche Wirtschaft. Aus volkswirtschaftlicher Sicht eine eigentlich gute Entwicklung, denn steigende Löhne und steigende Stückkosten „made in Germany” helfen den Nachbarstaaten, wenn diese gleichzeitig Löhne kürzen und durch den nachlassenden Preisdruck auch die Lohnstückkosten senken, gegenüber Deutschland wieder wettbewerbsfähiger zu werden und damit wieder mehr verkaufen können. Aber bereits die starke Binnenkonjunktur sowie die steigenden Löhne führen derzeit in Deutschland zu höheren Preisen.

Wegen Zinstrend gibt es eine Flucht aus dem Geld- in den Immobilienmarkt

Betrachter man die derzeitigen Szenarien und vergleicht sie mit Umfragen nach der Stimmung im Land, zeigt sich, dass die Inflationsangst in Deutschland (psychologisch gesehen) im Steigen begriffen ist. Ein guter Indikator hierfür ist die anhaltende Flucht der Bundesbürger aus dem Geld- in den Immobilienmarkt. Das wiederum wird die Preise für Häuser und früher oder später auch die Mieten nach oben treiben. Wenn man so will – ein kleiner Teufelskreislauf. Doch die EZB (Europäische Zentralbank) beschwichtigt: Die Inflation wird aus ihrer Sicht auch von psychologischen Komponenten und von Erwartungen geprägt. So gehen professionelle Anleger für die nächsten 2 Jahre von einer niedrigen Inflationsrate und einem gleichbleibenden Zinstrend aus. Ein Blick auf die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zeigt allerdings, dass Inflation auch durch eine Nichtauslastung der Kapazitäten befeuert werden kann.

Die Situation zeigt sich derzeit unausgewogen. Skeptiker und Optimisten in Sachen Inflation halten sich die Waage. Für der Zinstrend in der Baufinanzierung bedeutet dieses Szenario, dass man weiterhin mit einer eher Seitwärts-Entwicklung der Zinssätze auf niedrigem Niveau rechnen kann. Man sollte sich aber nicht in Sicherheit wiegen. Drehen ein oder zwei bestimmende Leitindices in eine andere Richtung, so könnte entsprechend schnell auch eine Inflation am Horizont aufziehen. Derzeit ist sie noch nicht sichtbar. Das bedeutet für alle, die eine Immobilie finanzieren oder ein Haus bauen möchten, sich jetzt noch in Ruhe über die Möglichkeiten zu informieren und trotzdem zusehen, dass man bis Ende des Jahres eine Finanzierung fest gemacht hat, um so den aktuellen Zinstrend zu nutzen. So ist man aus unserer Sicht noch auf der sicheren Seite und kann sich somit auf extrem niedrige Zinsen freuen.