Zinskommentar

Zinswende 2017 in der Baufinanzierung?

Zinsentwicklung 2017 in der Baufinanzierung – Experten erwarten einen Zinsanstieg
06 Dec
Zinswende 2017? Prognosen deuten darauf hin, dass die Baufinanzierung teurer als 2016 wird. (Foto: picjumbo.com)

Seit 2008 fällt der Zinssatz in der Baufinanzierung kontinuierlich. Galten 2008 Zinssätze um 5 Prozent als günstig, so fanden sie sich im September 2016 bei knapp über ein Prozent wieder. Danach stiegen sie wieder leicht. Ist das bereits ein Hinweis auf die Zinswende 2017? Bei genauerer Betrachtung erst einmal nicht. Denn auch während des Sinkflugs gab es immer wieder Ausschläge nach oben. Solche, sogar heftigere Ausschläge nach oben kamen bereits zur Mitte des Jahres 2010, dnn Ende 2013 und zuletzt im 4. Quartal 2015 vor. Doch es gibt weitere Indikatoren, das die Zeit des absoluten Niedrigzinsen sich langsam auf das Ende zubewegen. Aktuell ist es jedoch wie nahezu immer am Ende des Jahres: Der Zins der Baufinanzierung fällt zum Jahresende wieder leicht. Nachhaltig erscheint diese Tendenz jedoch nicht.

Zinswende 2017 kommt, wenn die amerikanische Notenbank die Leitzinsen erhöht

Die amerikanische Notenbank Fed hat im November eine klare Aussage getätigt: Man hält eine Zinserhöhung „relativ bald“ für angemessen. Zwar fand diese Sitzung noch vor der amerikanischen Präsidentschaftswahl statt – und mit der Wahl Trumps hatte zu diesem Zeitpunkt noch kaum einer gerechnet. Seit der Wahl sind die Zinserhöhungserwartungen nun noch weiter gestiegen. Mittlerweile wird an den Finanzmärkten fest mit einer Leitzinsanhebung gerechnet.

Hier geht es auch um ein psychologisches Signal: Nachdem die Fed im letzten Jahr immer wieder eine Erhöhnung in die Diskussion brachte, ist sie nun unter Zuzwang. Man sehe gute Fortschritte in der wirtschaftlichen Entwicklung. Zudem hat Trump steigende Staatsausgaben und sinkende Steuern angekündigt. Das wird – zumindest kurzfristig die Wirtschaft beleben.

Zinswende 2017 wird wahrscheinlicher, wenn die Inflation wieder steigt

Das angekündigte Wirtschaftsprogramm von Trump wird auf alle Fälle die Inflation nach oben treiben. Dabei muss man wissen, dass die Inflation aktuell nahe null Prozent steht. Auch in Deutschland bzw. Europa sind erste Anzeichen zu sehen. Während die europäischen Währungshüter eine Inflationsrate von ca. 2 Prozent als gesund ansehen, steht sie hierzulande lnoch wie vor bei unter 1 Prozent. Kräftigeres Wirtschaftswachstum und eine steigende Nachfrage nach Rohstoffen sorgen in der Regel für einen Preisauftrieb bei Gütern und Dienstleistungen.

Die expansive Geldpolitik der EZB hatte auch das Ziel, die Inflation auf ca. 2 Prozent anzuheben. Das ist bisher aber nicht gelungen. Trotzdem bleibt es das Ziel. Wie sehr nun die Krisenszenarien in der EU – in Italien, Griechenland, der waxhsende Einfluss der rechtsnationalen Parteien z. B. – den Zinsmarkt beeinflussen, muss abgewartet werden. Wenn dadurch die Wirtschaftskraft des EU-Raumes insgesamt falle, wird ein Anstieg der Inflation wieder unwahrscheinlicher.

Wichtig in diesem Zusammenhang erscheint auch der Ölpreis. Erstmals seit Jahren hat sich die OPEC wieder auf eine Regulierung der Ölförderung verständigt. Im Anschluss ist der Ölpreis wieder gestiegen. Das hat natürlich auch Einfluss auf die Inflation bzw. auf die Preisentwicklung in Deutschland.

Zinswende 2017, wenn die Renditen deutscher Anleihen wieder steigen

Aktuell gehen die Experten davon aus, dass die EZB ihre renditedrückenden Anleihekäufe für monatlich 80 Milliarden Euro über März 2017 hinaus verlängern wird. Gleichwohl sieht man aber die Rendite für Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit bis Ende 2017 von 0,3 auf 1 Prozent steigen. Aber auch das ist Kaffeesatz-Leserei. Trotzdem sind die Renditen bundesdeutscher Anleihen ein wichtiger Indikator, der direkt mit der Bauzinsentwicklung gekoppelt ist.

Die Renditen amerikanischer Staatsanleihen sind nach der US-Wahl um 0,5 Prozent gestiegen und befinden sich derzeit auf dem höchsten Niveau des Jahres. Das hatte auch Einfluss auf die Renditen der Bundesanleihen. So stieg die zehnjährige bundesdeutsche Anleihenrendite auf 0,40 Prozent. Inzwischen steht sie wieder auf demselben Niveau wie unmittelbar vor der US-Wahl bei ca. 0,20 Prozent.

Eine Zinswende 2017 auf niedrigem Niveau ist sicher zu erwarten

Wir leben finanzmarkt-bezogen in unsicheren Zeiten. Die meinste Prognostik hat spekulativen Charakter. Die Unsicherheiten, die durch die Wahl Trumps, das gescheiterte italienische Referendum, dem Brexit, dem OPEC-Beschluss, das Erstarken der nationalen bzw. populistischen Kräfte in Europa usw. keine gesicherten Zukunftsprognosen mehr zulassen, wirken sich natürlich auch auf die Baufinanzierung aus.

Weil bei der europäischen Zinspolitik und der Inflationsentwicklung keine deutlichen Änderungen zu erwarten sind, müssen Immobilienfinanzierer  in den nächsten Wochen keine dramtische Zinserhöhung erwarten. Die Finanzierungsbedingungen auf niedrigem Niveau bleiben trotz des aktuellen ZinsAnstiegs erst einmal bestehen.  Im Jahr 2017 geht die Mehrzahl der Experten aber davon aus, dass steigende Zinsen – nicht nur in der Baufinanzierung – zu erwarten sind. Viel hängt sicher davon ab, wie sich sowohl die Preise in Deutschland wie auch die amerikanische Innen- und Außenpolitik entwickeln werden.

Deswegen sollten alle, die 2017 eine Immobilie erwerben oder ein Haus bauen wollen, sehr genau hinsehen und lieber früher als später mit der Baufinanzierungsplanung beginnen. Sicher erscheint es, dass die Bauzinsen nicht noch günstiger werden – eher das Gegenteil ist zu erwarten.

Es mehren sich Berichte, dass Deutschland womöglich vor einer Immobilienblase steht. Gerade hat sich Deutschland aufgemacht, sich von einem Mieter- zu einem Immobilienbesitzerland zu entwickeln. Es wurde auch Zeit. Andere europäische Länder wiesen in der Vergangenheit weit mehr Immobilienbesitzer als Deutschland aus. In der aktuellen Niedrigzinsphase macht es natürlich Sinn, sein Geld in sicheres Betongold …
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